Montag, Juni 09, 2025

Esten bauen Lettland auf

Angestrebte Fahrzeiten zwischen den 
einzelnen Stationen - wenn "Rail Baltica"
mal fertig gebaut ist
"Doch, wir wären bereit, so eine Bahnlinie auch in Lettland zu bauen", mit diesen Worten wird der estnische Regierungschef Kristen Michal (Reformpartei) zitiert. Als sich Ende Mai die Delegationen der Regierungen Estlands, Lettlands und Litauens trafen, wurden einige Projekt der regionalen Zusammenarbeit diskutiert. Kurz vorher war bekannt geworden, dass Lettland befürchtet, die neue Schnellbahnlinie "Rail Baltica" nicht zum geplanten Eröffnungstermin 2030 fertig stellen zu können. (err)

Estland dagegen ist sich sicher, dass ab 2030 Züge auf der Strecke Tallinn bis zur lettischen Grenze fahren können (213 km Strecke in Estland). Auch Litauen liegt weitgehend im Zeitplan. Aber was wäre das wert, wenn auf der Strecke dazwischen (dort liegt wohl das Land Lettland) das Planungschaos herrscht? Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist das Projekt inzwischen auch einfach nur noch dadurch bekannt, dass es riesige Summen von Geld verschlingt. Die lettische Regierung wechselte kürzlich den Verkehrsminister aus (vorher Kaspars Briškens, jetzt Atis Švinka). Eine parlamentarische Untersuchungskommission war zu dem Ergebnis gekommen, dass es bis 2035 dauern könnte, bis die "Rail-Baltica"-Baumaßnahmen die estnische Grenze erreichen (265 km Gesamtstrecke in Lettland). Und auch der Bau des neuen Zentralbahnhofs in Riga geht langsamer voran als geplant. 

Das hatte in Estland auch schon Kritik daran hervorgerufen, warum Estland zur Zeit überhaupt so viel Finanzen auf das Projekt "Rail Baltica" konzentiere. "Warum geben wir Millionen aus, um dann mit dem Zug von Tallinn nach Häädemeeste fahren zu können?" fragte Anastassia Kovalenko-Kõlvart von der oppositionellen Zentrumspartei. (err) Nun ja, die Frau ist bekannt dafür Motorradrennen zu fahren, wahrscheinlich nicht auf Schienen. 

Bei Kristen Michal dagegen klingt es anders. "74 Kilometer sind jetzt im Bau, und bis Ende 2026 wird das auf der gesamten Bahnstrecke in Estland der Fall sein" (valitsus). Und was entgegnete die lettische Ministerpräsidentin Silina? Sie habe geantwortet, sie sei "absolut dankbar" für Michals "ziemlich feinfühligen" Sinn für Humor, den er zu Meetings bringe, um alle aufzumuntern. (Err