Mittwoch, Dezember 18, 2024

Bauen für die Skyline

 "Himmelskratzer" heißen sie auf Englisch, im Deutschen werden die Wolken gekratzt, der estnische Begriff "Pilvelõhkuja" scheint sogar eine "Sprengung" der Wolken zu beabsichtigen.

"Wolkenkratzer, die das Stadtbild sichtbar prägen, finden sich eher in den Skylines wirtschaftlich prosperierender Großstädte", so schreibt es zumindest das estnische Wikipedia, und weist zusätzlich darauf hin, dass Gebäude in Tallinn von einer Höhe über 45m als "Hochhäuser" und höher als 124m als "Wolkenkratzer" bezeichnet werden. Warum gerade 124 Meter? Nun, die Oleviste-Kirche (Olaikirche) in Tallinn ist, inklusive Turm, 123,7 Meter hoch. Auch das 2007 fertig gestellte "Swissôtel Tallinn" erreicht nur 117 Meter (der Fernsehturm von Tallinn ist mit 314 Metern allerdings höher).

Hochhäuser als Symbole

Und noch einmal Wikipedia: "Heutzutage sind Wolkenkratzer häufig an Orten zu finden, an denen Land knapp und teuer ist, beispielsweise im Zentrum von Großstädten. Wenn der Eigentümer die Etagen des Gebäudes vermietet, kann er pro Grundstückseinheit unter dem Gebäude ein sehr hohes Einkommen erzielen." 

Nun will Tallinn wieder hoch hinaus. Welche Symbolik dabei Leitfaden ist, bleibt vorerst unbekannt. Aber bis 2035 sollen drei weitere Male die Wolken "gesprengt" werden. Das Stichwort dazu heißt "Maakri" - ein Teil der Innenstadt in Tallinn, wo auch schon in den vergangenen Jahrzehnten moderne Gebäude errichtet wurden. 

Geschichte und Gegenwartsmix

Maakri ist stolz auf seine Geschichte: es seien Keramikfragmente gefunden worden, so teilt uns "Maakri-Hub" mit, die von menschlichen Aktivitäten an diesem Ort schon in der Zeit zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. künden würden. Und im 15. und 16. Jahrhundert seien an dieser Stelle Gebäude errichtet worden, ab dem 18. Jahrhundert war der Stadtteil unter der Bezeichnung "Kivisilla" bekannt. Auf alten deutschen Landkarten ist unter anderem die "Maker Straße" zu erkennen. 

Und weiter erfahren wir, dass rund um die Maakri-Straße alles bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts alles aus Kopfsteinpflasterstraßen bestand, später aus asphaltierten Gehwegen. In den 1980iger und 1990iger Jahren sei aber vieles abgerissen worden was hier stand - auch eine der Grundlagen für die gegenwärtigen Planungen. 

Wie Pilze aus der Maakri-Straße ...

Es gibt aber auch noch denkmalgeschützte Gebäude in der Maakri-Straße, und so entstand in der letzten Zeit eine sehr "kontrastreiche" Bebauung, allein schon was die Gebäudehöhen angeht. Nun wurden die Gewinner eines Architekturwettbewerbs bekannt gegeben zur weiteren Entwicklung dieses Stadtteils. Hier ist unter anderem interessant, dass sämtliche Wettbewerbsunterlagen ausschließlich in estnischer Sprache eingereicht werden mussten, und auch Englisch nicht zugelassen war. 

Koordiniert wurde die Ausschreibung vom Unternehmen "Capital Mill", ein 2008 gegründetes Unternehmen, das Dienstleistung zur Entwicklung von Immobilien anbietet. Die prämierten Entwürfe mit der Bezeichnung "Trinity" stammen vom Architekturbüro "Molumba". Drei separate Hochhäuser sollen gebaut werden: mit offen zugänglichen Zwischengeschossen. Das höchste der drei neuen Bauwerke innerhalb des Maakri-Komplexes erreicht 30 Stockwerke und damit über 100 m Höhe (structurae). Den Wettbewerbsvorgaben zufolge muss fast die Hälfte des Quartiers in einen landschaftlich gestalteten Stadtpark umgewandelt werden, von dem die Entwickler hoffen, dass er zum Herzstück des Gebietes wird. (err)

Es wird geschätzt, dass der gesamte Planungsprozess etwa 10 Jahre dauern könnte. Spätestens dann wird sich also die Skyline der Stadt Tallinn wieder weithin sichtbar verändern.