Bevor die Krise ausbrach, hatten die internationalen Reedereien bereits so viele neue Kreuzfahrtschiffe bestellt, dass die deutschen Werften schon fast bis ans Ende des laufenden Jahrzehnts ausgelastet sind.
In der Abwägung sei es "besser, mit weniger Auslastung zu fahren als nicht zu fahren", meint inzwischen TUI-Kreuzfahrtchefin Wybke Meier im "Tagesspiegel". AIDA-Cruises will sogar spezielle "Ausnahmeregeln" von den strengen Corona-Bestimmungen (NDR). Die norwegische "Hurtigrouten" sagte dagegen bis Ende 2020 alle Fahrten mit ihren Expeditionsschiffen komplett ab (t-online). Und dort, wo Kreuzfahrten wieder stattfinden, sind die Veranstalter deutlich nervöser - und untersagen ihren Gästen auch schon mal die Weiterfahrt, wenn sie sich nicht an die Regeln halten (merkur).
Kreuzfahrten ohne Landgang? Auch in Tallinn war der Strom der Kreuzfahrttouristen in den vergangenen Jahren unverkennbar. Wer einen Rundgang durch die Altstadt plante, brauchte eigentlich nur mal kurz im Hafen zu schauen: Kreuzfahrtschiff da, Altstadt voll. 334 Kreuzfahrtschiffe hätten 2020 eigentlich in Tallinn anlegen sollen, zwischen dem 27. April und dem 19. Oktober 2019 seien in Tallinn über 650.000 Passagiere von Bord gegangen (nordisch-info).Nun: eine Sommersaison ohne Kreuzfahrtgäste. Und was meldet Tallinn im Oktober? Der Vanasadam (Altstadthafen) wird kräftig erweitert, und wird - danke Krise - nun früher fertig als geplant. Schon im Mai 2021 soll das neue Terminal fertig sein (err). Die estnischen Kreuzfahrtoptimisten schreckt der andauernde Ausnahmezustand offenbar nicht ab: 20 Millionen Euro Kredit machten es möglich (err). Und wenn die Kreuzfahrtschiffe doch ausbleiben? Im Hafenareal sollen auch noch fünfstöckige Wohnblöcke entstehen, und eine Strandpromenade. Eine ebenfalls noch zu bauende Fußgängerbrücke soll die einzelnen Terminals verbinden (err). Wer sagt da noch, dass Estlands Zukunft immer digital und virtuell sein muss?