Einen interessanten Vergleich des neuen, eben gerade eingeführten "elektronischen" deutschen Personalausweises mit den bereits erprobten Realitäten in Estland bot das "Deutschlandradio Kultur" in seiner Sendung vom 1.November. "Die schnellste ganz offiziell anerkannte Firmengründung liegt in Estland bei 18 Minuten" schwärmt Kulturredateurin Tabea Schmidt. Wie die inzwischen 8 Jahre Praxis des estnischen elektronischen Ausweises aussieht, und ob es bei der zukünftigen Entwicklung auch Risiken und Fantastereien gibt - die Sendung ist nach einige Monate auch online nachzuhören auf den Internetseiten des Deutschlandradio.
Auch anderen Medien bemühen den Vergleich zwischen Deutschland und Estland zu diesem Thema. Am beliebtesten ist dabei die These, dass die Esten sich eben gar nicht um Datenschutz kümmern würden. Auch in der Sendung des Deutschlandradio wird ein estnischer Unternehmer zitiert, bei dem bezüglich seinen Produkten die Datenschutzbestimmungen nur dann eine Bedeutung bekommen, wenn er nach Deutschland liefere. "The German Datenschutz" hieße das inzwischen in Estland, meint Tabea Schmidt.
In der TAZ wird die These, der neue Personalausweis sei, so wie er jetzt aussehe, doch typisch deutsch, mit den Worten entkräftet: "Stimmt aber nicht - ähnliche ePersos gibt es auch in Ländern wie Spanien oder Estland." Bei "Heise.de" stand schon 2008 ein Beitrag zum Thema "elektronischer Personalausweis aus europäischer Perspektive" nachzulesen. Dort bezeichnete Autor Detlef Borchers die estnische Lösung als "vielleicht fortschrittlichsten europäischen Ansatz".
Am Bremer Institut für Informationsmanagement wird gerade eine Studie durchgeführt zum Thema: "Der neue Personalausweis im europäischen Vergleich" - auch Estland wird hier mit berücksichtigt. Die Ergebnisse sollen dann als Buch veröffentlicht werden. Diejenigen Studien, die vom Bundesinnenministerium vor Einführung des Ausweises selbst in Auftrag gegeben wurden und deren Ergebnisse bei der Einführung möglichst schon berücksichtigt werden sollten, sind auf der Webseite des Ministeriums angegeben.
Die Buchankündigung des Bremer Instituts enthält folgende Formulierung: "Die Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Alle bereits eingeführten und analysierten Systeme erreichen trotz erheblicher Unterschiede in Inhalt und Form nicht das Ziel, durch eine sicherere Authentisierung die Sicherheitsbedenken der Nutzer bei Online-Transaktionen zu zerstreuen und damit deren Anteil am E-Government zu steigern. Dem neuen Personalausweis dürfte dies kaum besser gelingen." Ob dies nur gute Werbung zum Verkauf des Buches ist, oder auf welchem Sachstand die technischen Lösungen tatsächlich sind - da bleibt wahrscheinlich nur, entweder die Veröffentlichungen zum Thema genauer zu lesen, oder: auf Praxiserfahrungen der Nutzer achten.
Die Buchankündigung des Bremer Instituts enthält folgende Formulierung: "Die Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Alle bereits eingeführten und analysierten Systeme erreichen trotz erheblicher Unterschiede in Inhalt und Form nicht das Ziel, durch eine sicherere Authentisierung die Sicherheitsbedenken der Nutzer bei Online-Transaktionen zu zerstreuen und damit deren Anteil am E-Government zu steigern. Dem neuen Personalausweis dürfte dies kaum besser gelingen." Ob dies nur gute Werbung zum Verkauf des Buches ist, oder auf welchem Sachstand die technischen Lösungen tatsächlich sind - da bleibt wahrscheinlich nur, entweder die Veröffentlichungen zum Thema genauer zu lesen, oder: auf Praxiserfahrungen der Nutzer achten.
Bei der Deutschen Welle arbeitet auch der Journalist Cyrus Farivar. Er hat vor einiger Zeit in Diplomaatia seine Skepsis zur deutschen Einführung des neuen Passes und dessen Startbedingungen im Vergleich zu Estland geäußert.
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Here in Germany, federal authorities are working on the implementation of both a new digital ID card and a secure e-mail system called DE-Mail. Most Germans with whom I’ve spoken are shocked when I tell them that not only do such systems already exist in Estonia, but that they have been there for nearly 10 years!
Both systems, even prior to their launch, have already suffered serious problems. Just last month, the Chaos Computer Club in Berlin and the public TV programme Plusminus revealed serious security flaws of the new cards that are set to be released in the coming months.
Germany’s DE-Mail program, a new, secure and legally binding system, will cost money for Germans to use it, which could slow its deployment.
When I covered that story for Deutsche Welle, I spoke with Tarvi Martens, one of the leaders of the Estonian digital ID card project at the Estonian Certification Centre. He pointed out that Estonia’s experience shows that even if the services are free, it takes time for them to be adopted by the public.
In other words, by making DE-Mail a paid service, its deployment across Germany could be slowed down. There is a golden opportunity here for Estonian government officials and technologists to reach out to their German counterparts, so that Germany won’t have to re-invent the wheel. "
Moving beyond a Nickname
Detlef Borchers bitte. Ich habe das erwähnte Buch erhalten, aber die Passage über Estland nur kurz überflogen.Für Estland wird kritisiert, dass nur 50 % der Nutzer die eID-Funktion freigeschaltet haben, noch weniger die digitale Signatur. Kritisiert wird auch die Schweizer Trüb AG.
AntwortenLöschenDie Frage ist auch, ob der Ausweis der zentrale Datenspeicher sein muss oder sein wird. In Korea ist es eher das Handy, womit sogar die Anwesenheit beim Studium kontrolliert wird, oder bei Bankgeschäften mitunter die Handy/Telefonnummer abgefragt wird. Ich glaube, dass bei E-Systemen noch lange nicht abzusehen ist, was die Zukunft bringen wird. Aber ein Zurück wird es auch nicht geben. Und weltweit gibt es jede Menge Länder, die Datenschutz ander sehen als in Deutschland und den technischen Sprung wagen.
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