Ab dem Jahr 2026 soll in Estland die Zucht von Pelztieren gänzlich verboten werden - das beschloss das estnische Parlament mit 56 gegen 19 Stimmen. Es war bereits der dritte Versuch eines Verbots: 2017 und 2019 war keine ausreichende Mehrheit vorhanden gewesen. (err) Jedoch haben alle Pelztierfarmen, die vor dem 1. Juli 2021 bereits bestehen, noch eine Bestandsgarantie bis zum 31.12. 2025. Nerz- und Waschbärzuchtfarmen wird es danach also nicht mehr geben.
Estland ist das erste der drei baltischen Staaten mit einem derartigen Beschluss. Unterstützt wird das Vorhaben unter anderem von der Tierschutzorganisation "Loomus", die auch auf Umfragen verweist, denen zufolge 75% der Estinnen und Esten der Pelztierzucht ablehnend gegenüber stünden. (siehe auch: balticcultures)Als "historischen Schritt" bezeichnete Annaliisa Post, Vorstandsmitglied bei "Loomus", den Parlamentsbeschluß. "Dafür haben wir jahrelang gekämpft."
Die Tierschützer verweisen auf ähnliche Beschlüsse in Tschechien, Österreich, den Niederlanden, Mazedonien, Bosnien/Herzogowina, und Slowenien. Auch in den deutschen Bundesstaaten Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sei Pelztierzucht bereits untersagt. In Deutschland wurden im März 2019 auf der letzten deutschen Pelzfarm in Rahden (NRW) keine Tiere mehr gehalten (ZDF).
Beschleunigt werden diese Maßnahmen wahrscheinlich auch durch die Pandemie mit dem Covid19-Virus. Dass das Coronavirus sich auf Nerze überträgt ist schon seit Anfang der Pandemie bekannt. Zunächst wurde das Virus wahrscheinlich von infizierten Menschen auf die Tiere übertragen.
Der europäische Pelztierverband reagierte mit dem Versuch einer Imageänderung: statt "Fur Europe" heißt die Devise jetzt "Sustainable Fur". Billigtextilien sollen so als "unsustailnable" erklärt, die eigene Pelztiermode zur "Slow Fashion" werden. Weiteres Schlagwort: auf wissenschaftlicher Grundlage. Sind also protestierende Tierschützer/innen nur "ungebildeter Mob der Straße"? Der Verband wirbt unter anderem mit einer angeblich vorbildlichen Pelztierfarm in Litauen.
Offenbar wird es aber auch in Estland trotz der neuen Regelungen weiterhin nicht verboten sein, Pelztierprodukte zu verkaufen.