Montag, Januar 30, 2006

Estland auf dem Lande in den 30ern


Estonian countryside 30ies
Originally uploaded by Jens-Olaf.
Dieses Bild zeigt, warum es diese gewisse Vorkriegsnostalgie gibt. Klar, hier posieren sie für das Foto, aber später erinnern sich Baltendeutsche und Esten gemeinsam nostalgisch an das Vergangene.(Tatsächlich, in dieser Aufnahme posieren sie gemeinsam)

Freitag, Januar 27, 2006

Sprachtest

nicht wirklich, aber hier sind die Gruppengegner von Estland in der Qualifikation für die Fußball-EM 2008.

Reedel loositi Euroopa jalgpallikoondised 2008. aasta EM-i valikturniiri alagruppidesse. Eesti sai endale vastasteks Inglismaa, Horvaatia, Venemaa, Iisraeli, Makedoonia ja Andorra.


Die WM können die Esten nur als Zuschauer verfolgen, aber wer errät die Länder der gerade ausgelosten Gruppe für die kommende EM-Qualifikation?

Hier das Ergebnis: England, Kroatien, Russland, Israel, Mazedonien und Andorra

Schon wieder Russland werden manche sagen, denn die waren schon bei der WM-Quali zusammen mit Estland und Lettland dabei.

Mittwoch, Januar 25, 2006

Estnisches Fernsehen

Hier die Webadresse des estnischen Hauptfernsehkanals ETV mit seinem Online-Angebot. Die einzelnen Nachrichten können jetzt abgerufen werden. Hier der aktuelle Überblick, wie zum Beispiel ein Bericht über die Eissituation in der Ostsee bei der Insel Saaremaa: Ansonsten zur Nachrichtenseite gehen und dort für die Filmbeiträge VIDEOD anklicken. Die Filme lassen sich auch gut zum Sprachelernen verwenden.Wer schon fortgeschritten ist, kann sich an der Textzusammenfassung der Beiträge orientieren.
Tipp kommt von Shaan.

Donnerstag, Januar 19, 2006

Ökolandbau in Estland - nichts ist unmöglich!

Ökolandbau in einem so weit nördlich liegenden Land wie Estland? Ja, geht denn das? Solche Fragen südlicher orientierter Öko-Freaks, die eher naturbelassenes Olivenöl oder Ökowein aus Südeuropa konsumieren, kann nun ein neuer Bericht des Vereins EKO-CONNECT mit Sitz in Leipzig beantworten.

Überraschend große Bedeutung
Estland, das Land was gleich nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit die meisten der Subventionen für die Landwirtschaft erst einmal abschaffte, steht heute mit dem - nach Tschechien - "höchsten Öko-Flächenanteil in Mittel- und Osteuropa" da. "Beachtliche 6,0 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche, über 58.000 ha (inkl. Umstellungsflächen), werden zurzeit biologisch bewirtschaftet," so fasst es die neue Ausgabe des Informationsrundbriefs von EKO-CONNECT zusammen.

Von Rindern, Schafen und grünem Gras
Weiterhin stellen die Ökolandbau-Fachleute fest, dass zu Zeiten der Sowjetunion die estnische Landwirtschaft noch sehr stark auf die Produktion von Fleisch und Milch konzentriert war. Bei der Milchproduktion hat sich das in sofern gehalten, als dass die beiden größten Biobetriebe Estlands auch Milchproduktion betreiben und jeweils etwa 850ha Fläche bewirtschaften.
Trotz des hohen Grünlandanteils von insgesamt 81,8 % haben aber weniger als zwei Drittel der Biobetriebe eine Tierhaltung (63 %). Dabei werden Rinder und Schafe am häufigsten gehalten.
Bereits ein Drittel der estnischen Schafproduktion erfolgt nach ökologischen Richtlinien.

(Abbildung: aus einer Ausstellung des "Eesti Rahva Muuseum", historisches Foto von 1913 der Getreideernte auf Saremaa)

Bei uns ist doch eigentlich alles Öko, oder?
Viele werden die Aussagen von Esten aus der Zeit des politischen Umbruchs kennen, als man naturnahe Flächen und den Verzicht auf Pestizide und Herbizide im ländlichen Estland vielfach schon als "ökologisch" bezeichnete. Damals fehlten natürlich ein eigenes Ökosiegel und die Qualitätskontrolle. Heute sind die meisten der 1013 estnischen Bio-Betriebe in den Verbänden Estonian BioDynamic Association (EBA) und die Estonian Organic Producers Union organisiert. Die EBA wurde bereits 1989 gegründet und organisierte die ersten Ökolandbaukurse in Zusammenarbeit mit skandinavischen und deutschen Kollegen. Die Estonian Organic Producers Union besteht seit dem Jahr 2000 und bemüht sich vor allem darum, das Angebot größerer Betriebe für die Vermarktung zu bündeln.

Langsamer Start, aber erfreuliche Entwicklung.
In den 90er Jahren ging die Entwicklung des Ökolandbaus in Estland noch sehr schleppend voran, so bestätigt auch der Bericht von EKOCONNECT. Erst seit Ende der 90er Jahre wurden auch staatlicherseits konkrete Fördermaßnahmen ergriffen, trotzdem gab es 1999 erst 89 anerkannte Biobetriebe mit etwa 4.000 ha Gesamtfläche. Inzwischen ist ein Ökobauernhof in Estland durchschnittlich 58ha groß. Ab 1997/98 gelang es, auch die staatlichen Verantwrotlichen wieder für den Ökolandbau zu begeistern. Mit dem Bio-Logo "Mahemärk" wurde ein Förderprogramm geschaffen, und seit 2001 ist das Bio-Gesetz (Estonian Organic Farming Act) von 1997 an die entsprechenden Regelungen der EU angepasst worden. Im Gegensatz zu vielen anderen EU Ländern wird die Kontrolle von Öko-Erzeugern, -Verarbeitern, -Händlern und -Gastronomen, wie in
Dänemark, seit 2001 von staatlichen Stellen durchgeführt. Die landwirtschaftlichen Betriebe werden vom Estonian Plant Production Inspectorate (PPI) kontrolliert. Kleine Betriebe bis 10 ha bezahlen 13 € pro Jahr, so berichtet EKO-CONNECT. Ab dem elften Hektar sei zusätzlich 0,32 € pro Hektar zu zahlen. Der maximale Gesamtbeitrag liege bei ca. 510 €. Bei Betrieben die sowohl ökologisch als auch konventionell wirtschaften, muss auch für die konventionellen Flächen Kontrollgebühr entrichtet werden.


Beratung und Hilfestellungen
Auch der Schulungs- und Beratungs-Sektor ist in Estland inzwischen gut entwickelt: Zwei
private Organisationen, das Centre for Ecological Engineering (CEET, 1992) und die Estonian Organic Farming Foundation (EOFF, 2001) unterstützen die ökologische Landwirtschaft durch die
Bereitstellung von Informationsmaterialien. Außerdem führen sie Infoveranstaltungen sowie
Weiterbildungsmaßnahmen für Umstellungsinteressierte und Ökolandwirte durch. Auch die moderne und gut ausgestattete landwirtschaftliche Universität (Estonian Agricultural University) in Tartu und einige landwirtschaftliche Fachschulen beschäftigen sich mit dem Ökolandbau (siehe auch den schon etwas älteren, aber ausführlichen Länderbericht von Ülle Roosmaa / Universität Tartu oder den von Merit Mikk - beide in Englisch).

Und wo sind die Ökobetriebe zu finden?
Der Schwerpunkt der Öko-Fläche liegt offensichtlich in den Extensivregionen im Westen und Süden Estlands. Ein Bespiel ist die Insel Hiiumaa, wo 117 Betriebe rund 70 % der Landwirtschaftsfläche ökologisch bewirtschaften. Relativ viele Betriebe gibt es auch auf Saaremaa und in den Bezirken Võru und Läänemaa.

Was gibt es noch zu tun?
Finanzielle Unterstützung gibt es in Estland aus einem speziellen Programm für Agrar-Umweltmaßnahmen - auch dazu lassen sich ein paar Zahlen aus dem Bericht von EKO-CONNECT entnehmen. Im Jahr 2004 lagen die Prämien für Ackerland bei 96,89 €/ha, bei 73,88 €/ha für Grünland und 240,56 €/ha für Garten- und Obstbau. Für die Umstellung und Beibehaltung des Ökolandbaus seien die gleichen Beträge gezahlt worden. Aber ein noch vorhandenes Manko erwähnt EKO-CONNECT auch: leider gibt es keine Unterstützung für Investitionsmaßnahmen, so dass eine Modernisierung für Ökobetriebe in Estland immer noch schwierig sei.
Weitere Informationen: EkoConnect - Internationales Zentrum für den Ökologischen Landbau Mittel- und Osteuropas e. V., Arndtstraße 11, 01099 Dresden. Tel. : +49 (0) 351 / 20 66-172, Fax: +49 (0) 351 / 20 66-174, Email : info@ekoconnect.org. Internet: www.ekoconnect.org

Samstag, Januar 14, 2006

Ziel von 5.000 Einbürgerungen pro Jahr bei weitem erreicht

"Wie heißt die Aufgabe, die wir mit dem Wort "Integration" zu fassen versuchen? Nicht mehr und nicht weniger, als dass jeder Mensch, der in Estland lebt, Liebe und Verantwortung für das Land verspürt. Und aus der Verantwortung ergeben sich Rechte und Pflichten." So zitiert die Internetseite der estnischen Botschaft in Berlin den ehemaligen estnischen Staatspräsident Lennart Meri.

Diesem Leitsatz zufolge hätte Estland inzwischen, was die russischsprachige Bevölkerung angeht, die Häfte der Wegstrecke erreicht. Die Hälfte dessen wäre geschafft, was 50 Jahre Sowjetherrschaft 1991 an Intergrationserfordernissen hinterlassen hatte. Die neuesten Statistiken der entsprechend zuständigen estnischen Ministerien besagen, dass inzwischen 138.000 Menschen die estnische Staatsbürgerschaft bekommen haben, also eingebürgert worden sind. Dagegen stehen noch 136.000 Menschen, die diesen Schritt noch nicht angegangen haben, oder es auch nicht versuchen wollen.

7072 neu Eingebürgerte weisen die Statistiken für 2005 aus, gegenüber 6523 im Jahr 2004 und 6706 für 2003. Der zuständige Minister Paul-Eerik Rummo führt das beschleunigte Tempo der Einbürgerung einerseits auf den EU-Beitritt zurück, andererseits aber auch auf den gesteigerten Prozentsatz derjenigen, die eine volle Übernahme der finanziellen Kosten beanspruchen können. Auch die Herausgabe eines "Bürgerhandbuchs" sei nützlich gewesen, so Rummo.

Estnisches Farbenspiel zieht Kreise

Nachdem bekannt wurde, dass die Reihenfolge der estnischen Nationalfarben im österreichischen EU-Vorsitz-Logo vertauscht wurden, rauscht es im Blätterwald der Zeitungen des Alpenlandes. Immer mehr Zeitungen nehmen das Thema auf.
"Estland nimmt Flaggen-Lapsus locker", seufzt da erleichtert der KURIER, nicht ohne den Botschafter Österreichs in Estland zu zitieren, der sich "sehr enttäuscht" gezeigt habe.

Auch in den östereichischen Nachrichten taucht das Thema inzwischen mit der Schlagzeile "verdrehte Farbenspiele" auf, und manch öffentlicher Funktionsträger lässt eilig verlautbaren, der Fehler sei natürlich "gleich aufgefallen".
Einzig das zuständige Designerbüro entschied sich für eine andere Strategie. Wohl nach dem Motto: "Kunst ist nur, was gewollt ist", werden nun fast gegenteilige Pressestatements abgegeben als zuvor. Hatte man anfangs Fehler noch offen zugegeben, holt man inzwischen eine neue Version aus der Schublade: Man sei auf die Reaktionen der Öffentlichkeit gespannt gewesen, und habe erkunden wollen, wie genau das Logo während des österreichischen EU-Vorsitzes betrachtet wird. (DER STANDARD)

Schon nach dem ersten Zeitungsbericht waren lebhafte "Chat"-Diskussionen auf den Webseiten verschiedener östereichischer Zeitungen zu beobachten gewesen. Nun blickt DER STANDARD sogar in Estland etwas genauer hin: Die Leser werden auf die estnische Tageszeitung POSTIMEES verwiesen, wo (für Estnisch-Kundige natürlich) genau zu verfolgen sei, wie das estnische Volk auf die österreichen Nachlässigkeiten reagiere.

Freitag, Januar 13, 2006

Österreichische Farbenlehre

Über ein ganz spezielles Beispiel östereichischer Farbenlehre berichtet die Zeitung DER STANDARD am 12. Januar 2006. Rem Kolhaas aus den Niederlanden war als "Stararchitekt" aus den Niederlanden verpflichtet worden, um die gegenwärtige EU-Präsidentschaft Österreichs marktgerecht der Presse darzustellen. Dazu hatte Kohlhaas einen Entwurf nach Art eines "Strichcodes" gemacht, in dem er die Farben aller EU-Nationalflaggen zusammenfassen wollte.

Bei diesem hochbezahlten Versuch eines Designfachmanns scheint einiges schief gegangen zu sein. Leidtragend war zunächst einmal vor allem die Nationalflagge Estlands, deren Farbfolge in genau auf dem Kopf stehender Reihenfolge verwendet wurde. Wie der Autor des Beitrags richtig bemerkt, übernimmt auch die Webseite www.zukunfteuropa.at die durcheinandergekommenen Nationalfarben kurzerhand in ihre Vorstellung des Landes Estland.

Die Autorin des STANDARD-Beitrags fragte gleich auch bei der estnischen Botschaft in Wien an. "Wir nehmen das nicht persönlich," soll da die ganz gelassene Antwort gewesen sein, "schließlich soll es sich ja um ein Kunstwerk handeln, das verstehen wir." - Verstehen tun die Esten dabei wohl in erster Linie die Kunst der Diplomatie, denn wer könnte schon die eigene Kampagne in Geld aufwiegen, wenn im Ergebnis mal wieder alle von Estland reden?
Die Vertretung Österreichs bei der EU in Brüssel dagegen schiebt die Schuld eifrig von sich: "Das ist Herrn Kolhaas passiert, der hat das Urheberrecht."
Über so "coole" Stellungnahmen wird dann auch gleich im Leserforum des STANDARD weiterdiskutiert. Da geht es von "coole Typen, die Esten", bis zum nicht ganz ernst gemeinten "hoffentlich erklären sie uns nicht den Krieg." Dennoch bekommen die Diskutanten auch politische Sorgen, angesichts der Stolperer bei der Präsidentschaftskampagne Österreichs. Eine Präsidentschaft sei eben keine "Schnackerlangelegenheit", meint da einer (ob das die Esten wohl verstehen?), und ein anderer bemerkt sorgenvoll "huu, was hätten unsere politiker gebrüllt, wäre das österreichische Wappen irgendwie verunstaltet worden...". Aber auch der Designkünstler kriegt sein Fett weg: "wenn ein dillo nicht mal ein grafikprogramm richtig bedienen kann und weiteren dillos das nicht mal auffällt...muß eine arge freunderlpartie sein..."

Andere versuchen dazuzulernen: "Kommt der EU-Kommissar mit dem oagen schnautzer nicht aus Estland?" (alles Originalzitate, keine Schreibfehler....).
Auch ein "symbolisches Versöhnungskonzept wird von den "Standard"-Lesern angeboten:
"Ich empfehle zur Wiedergutmachung einen Ein-Wöchigen Estland-Schwerpunkt auf www.zukunfteuropa.at und estnisches Essen & Folklore auf dem nächsten EU-Gipfel. Oder so... "

Donnerstag, Januar 05, 2006

Eine Nation verschwindet?

Heftige Schlagzeile am Ende des Jahres 2005 in der Neuen Osnabrücker Zeitung: Eine Nation verschwindet - Warum Esten ihre Heimat verlassen.

Der Tenor des Artikels lautet: Es gibt bald keine Esten mehr, weil der Durchschnittslohn von wenigen hundert Euro Arbeitssuchende ins Ausland treibt, wo sie sich mit Billiglohnjobs zufriedengeben.

Na ja, das Problem existiert und ein beliebtes Auswanderungsland ist Irland. Aber interessant ist, wie das Ganze auf der Grünen Insel kommentiert wird. Nämlich zum Teil weitaus gelassener. Die Iren sind Weltmeister im Auswandern aus einem ehemals armen Land gewesen, kennen diese Erfahrung. Es gibt einige Millionen Einwohner in der Heimat aber 30 Millionen (?) weltweit. Mit ein Grund, warum Iren soviel Wirbel verursachen. Hier der Kommentar zur Einwanderung am Beispiel der Chinesen aus dem Wochenmagazin Village (Dec05-Jan.06):

Indications are that the busiest days of Chinese immigration to Ireland are over. The visa office has received fewer applications after tighter rules were introduced about how language schools register their students. And China's growing wealth means the rewards are there at home without having to leave everything behind.
A familiar scenario for the Irish.


Warum sollte es bei den baltischen Staaten anders sein?

Das ist eine Telefon-Infotafel in Kenmare/Irland. Die Flaggen repräsentieren entweder die englischsprachigen Länder mit irischer Bevölkerung und die anderen weisen auf Länder hin, aus denen die Arbeitsimmigranten stammen. Aus dem Baltikum sind es vor allem die Letten, die nach Irland gezogen sind.

Und noch was:
Es gibt bei dieser Debatte noch einen Aspekt. Und zwar die Perspektive der älteren Irland-Einwanderer. Ich denke da an die Kontinentaleuropäer, die vor Jahren und Jahrzehnten sich bei günstigen Haus- und Grundstückspreisen dort niedergelassen haben. Damals war Irland cool, günstig und passte zu dem selbstempfundenen Weltbürgertum. Jetzt steigen die Grundstückspreise, neue Nachbarn rücken näher, und aus den ehemals geliebten Iren (in der Provinz) sind nun eigennützige ungebildete Egoisten geworden, die nur an die Baulandaufteilung denken. Abgesehen von den anderen Veränderungen wie dem zunehmenden Autoverkehr. - Ich gebe gerade die Meinung eines Kontinentaleuropäers in Irland wieder, der zurückkehren wird. - Die letzte Genugtuung für ihn war die Aufmischung der örtlichen Geselllschaft durch die andersgearteten Letten, Polen und Esten in jüngster Zeit.