Sonntag, Juli 31, 2011

WM-Quali: mit Estland fing alles an

Eine von der FIFA selbst erstellte Seite zur Geschichte der Qualifikationsturniere zur Fußball-Weltmeisterschaft hat es enthüllt: mit Estland fing alles an! 
Als sich nach der ersten WM in Uruguay für das zweite WM-Turnier in Italien mehr Mannschaften anmeldeten als innerhalb eines Wettbewerbs zu bewältigen war, entschloss man sich Qualifikationsturniere auszurichten. 32 Nationalteams von drei Kontinenten - und dabei Litauen, Estland und Schweden in einer Qualifikationsgruppe.

So kam es dazu, dass am 11.Juni 1933 in Stockholm das erste dieser Art von Qualifikationsspielen ausgetragen wurde. Ergebnis: 6:2 für Schweden. Die Tore für Estland erzielten Leonhard Kaas und Richard Kuremaa, letzterer war einer der erfolgreichsten Torjäger für Estland in jener Zeit. Die Ergebnisse der Spiele ähneln denen von heute: Schweden gewann die Qualifikation, und überraschte bei den WM 1934 dann mit einem Sieg gegen Argentinien.

Für 2014 ist es nun Deutschland, das sich mit Schweden auseinandersetzen darf. Für Estland stehen Spiele gegen die Niederlande, Türkei, Rumänien, Ungarn und Andorra an - kein leichtes Los. Estland schaffte erst einmal die Teilnahme an einem internationalen Fußballwettbewerb: 1924 bei den Olympischen Spielen in Paris, und das einzige Spiel ging 0:1 gegen die USA verloren.

FIFA Fußballhistorie: Schweden-Estland

Sonntag, Juli 24, 2011

Samstag, Juli 16, 2011

Teures Radfahren

"Entführte estnische Radfahrer kehren glücklich nach Hause zurück" - das war die gestrige Schlagzeile, die vor allem das estnische Außenministerium glücklich verbreitet. Am 23. März waren sieben estnische Radtouristen, aus Syrien kommend, in der Bekaa-Hochebene im Libanon von Bewaffneten in einen Kleinbus gezwungen und entführt worden. Räder, Rucksäcke und Papiere waren nach dem Vorfall von der Polizei am Entführungsort aufgefunden worden. Wochenlang wurde ergebnislos gesucht, im April tauchte ein Video auf, in dem die Entführten um Hilfe baten. Nun wurden sie nach 113 Tagen angeblich freigelassen, weil "die Entführten nichts mit ihnen anzufangen wussten". Es bleiben viele Fragen.

Die freigelassenen Radtouristen kurz nach ihrer
Ankunft am Flughafen Tallinn - Pressekonferenz
mit Minister (Q
uelle: Aripaev)
Einen Radlerurlaub gerade in einer bekannten Krisenregion zu planen - schon das sehen viele kritisch. In Deutschland gibt das Auswärtige Amt im Falle einer aktuellen Bedrohungelage Reisewarnungen heraus - ob es in Estland Ähnliches gibt? Bei staatlichen "Rettungsaktionen" werden ja gelegentlich auch schon mal Rechnungen ausgestellt. "Wir wurden an drei unterschiedlichen Orten festgehalten. Aber die Tatsache, dass wir immer zusammenbleiben konnten, gab uns Kraft" so Madis Paluoja, einer der Rückkehrer, am Tallinner Flughafen gegenüber der Presse. "Es gab auch eine Sitution, wo wir alle zusammen mit acht Entführern und deren Kalschnikows in einem Zimmer waren."

Die Entführergruppe, die sich Haraket al-Nahda Wal-Islah (Bewegung für Erneuerung und Reform) nennen soll, habe ursprünglich einen Freikauf gefordert. Ob aber für die Freilassung tatsächlich Geld geflossen ist - dazu gab es zunächst unklare Äußerungen der estnischen Regierung. Die libanesischen Behörden sollen ihre Untersuchungen noch nicht abgeschlossen haben, wurde als Grund für die Zurückhaltung genannt. Libanesische Quellen nennen eine Summe von 10 Millionen Euro, die angeblich für die Freilassung aufgebracht worden sei. Estlands Außenminister Paet bedankte sich ausführlich für die Zusammenarbeit mit einigen anderen Ländern der EU, namentlich besonders Frankreich und Deutschland. Gefragt nach möglichen Kosten der Befreiungsaktion, wird Paet zunächst mit der Äußerung zitiert, es gäbe bei solchen gemeinschaftlichen Aktionen immer Kosten, und die seien nicht gering. Der estnische Ministerpräsident Ansip hatte dann am 14.Juli im Rahmen einer Pressekonferenz gesagt, Estland habe keinerlei Lösegeld bezahlt. Einige estnische Kommentatoren vertreten die Auffassung, Estland solle auf jeden Fall Stillschweigen zu dieser Frage bewahren - um nicht in Zukunft als Land dazustehen, von dem es heißt dass es allzu leicht Lösegeld zahle.  

In einem Bericht des Internetpportals "NOW Lebanon" ist nachzulesen, dass lokale libanesische Medien heftig spekulieren über weitere Hintergründe der Befreiungsaktion. Zunächst sei die Aktion aus libanesischer Sicht als "Sieg Frankreichs" anzusehen (Freilassung ausgerechnet am französischen Nationalfeiertag!), und man fragt sich, welche Rolle Syrien gespielt habe - ein Land in dem die Regierung zuletzt aufkommende Demonstrationen blutig niederschlagen ließ. Schon früher war spekuliert worden, die durchreisenden estnischen Touristen hätten vielleicht Fotos gemacht vom Geschehen in Syrien. Auch die Beteiligung von militanten Palistinensergruppen war zunächst für möglich gehalten worden - was diese aber vehement abstritten. In der libanesischen Öffentlichkeit macht es offenbar einen widersprüchlichen Eindruck, dass die libanesischen Behörden einerseits in alle Operationen einbezogen worden seien, sich aber bei der Befreiungsaktion selbst bewußt zurückgehalten haben. Inzwischen gab die libanesische Regierung die Verhaftung von neun angeblich in die Entführung verwickelten Personen bekannt.

Gegenüber der Presse bezeichneten die "Libanon 7" ihre Entführer als "radikale Moslems". Diese seien am Ende der Entführung "genauso müde gewesen wie die Entführten". Die glücklich Heimgekehrten traten dafür ein, niemand nur wegen seines Glaubens für einen Terroristen zu halten.

Freitag, Juli 15, 2011

Und sie sind doch verschieden

Das estnische Parlament Riigikogu setzt sich seit den letzten Wahlen im März dieses Jahres aus historisch wenigen nur noch vier Fraktionen zusammen und könnte so als konsolidiert bezeichnet werden. Doch Spaltungstendenzen treten zunehmend zu Tage.

Nachdem im letzten Jahrzehnt mit der Res Publica eine Saubermannpartei gegründet worden war für Enttäuschte der bisherigen Politik, deren Notwendigkeit von den einen angezweifelt wurde, während sich der angesehene Politologe rein Taagepera sogar zum Gründungsvorsitzenden wählen ließ, übernahm die Partei die Regierung später mit wenig Erfolg. Es folgte die Vereinigung mit der konservativen Vaterlandsunion.

Die alten „Seilschaften“ der Parteien existieren jedoch noch und viele ehemalige Vaterlandspolitiker sind enttäuscht, daß die Res Publica ihre Partei faktisch übernommen hätte, alle wichtigen Funktionen nicht von ehemaligen Vaterlandskollegen, der sogenannten Pullover-Fraktion, übernommen würden. Der ehemalige Regierungschef Mart Laar sei nur Verteidigungsminister. Die Unzufriedenen treffen sich wöchentlich als c`est la vie Gruppe und haben eine eigene Mailingliste.

Der estnische Politolge Rein Toomla ist der Ansicht, daß auch der Wähler zu den nächsten Kommunalwahlen möglicherweise nicht nur vier aussichtsreiche Parteien sehen will und meint, daß eine Abspaltung der Pullover-Fraktion und eine neue Partei diesen politischen Kräften sogar einen Stimmenzuwachs bescheren könnte. Die Anhänger des Flügels selbst wollen die Regierungskoalition nicht gefährden, das, so heißt es, sei völlig überflüssig. Als Problem sehen sie dabei weniger, genug Personen zur Parteigründung zu motivieren, es mangele vielmehr an Geld, sechs Millionen Euro seien erforderlich.

Probleme gibt es aber auch in anderen Parteien. Das efant terrible der estnischen Politik, Edgar Savisaar, der seit einigen Jahren Bürgermeister von Tallinn ist, wird wohl demnächst auf dem Parteitag seiner Zentrumspartei zum Vorsitzenden wiedergewählt, doch nicht ohne Widerspruch auch in den eigenen Reihen.

Ein weiterer Stein des Anstoßes könnte eine mögliche Kandidatur des Europaabgeordneten Indrek Tarand für das Präsidentenamt werden, heißt es unter den alten Vaterlandspolitikern. Dessen Unterstützung könne man nicht nur deshalb ablehnen, weil er eventuell von der oppositionellen Zentrumspartei nominiert werde. Tarand hatte 2009 als Unabhängiger ein Mandat in Brüssel gewonnen.

Nichtsdestotrotz stellt sich angesichts der ideologischen Ausrichtung der estnischen Parteien weniger die Frage nach der „Nachfrage“ nach einer konservativen Partei als vielmehr jene, was nach Auszug der Pullover-Fraktion die verbliebene Partei sein soll. Und wie soll sich eine allfällige neue Partei nennen, wenn sie ihren historischen Parteinamen Vaterlandsunion in der Abkürzung IRL bei den früheren Partnern zurück läßt?

Donnerstag, Juli 14, 2011

Über den Dächern von Tallinn

Tallinn poliert sich virtuell auf - was wäre auch anders zu erwarten gewesen.Seit kurzem sind speziell zusammengestellte Panorama-Seiten im Netz zu finden, die einen Rundblick über die Altstadt ermöglichen.
In dieser Form werden selbst Touristen vor Ort die estnische Hauptstadt nicht betrachten können: nicht alle ange-botenen Aussichtspunkte sind öffentlich begehbar, ganz abgesehen von dem angebotenen "guten Wetter", entsprechend gut sichtbarer Vollsicht und Zoommöglichkeit.
Die Ansichten lassen sich mit Maus oder Richtungstasten drehen (auch nach oben und unten). Eine Karte zeigt gleichzeitig an, welche Sicht angeboten wird. Und wer am Horizont ein Symbol eingeblendet sieht (= ein weiterer Ausichtspunkt) kann auch "über die Dächer springen". Zumindest eine nette Spielerei für Tallinn-Begeisterte.
Huch - wir sind im Bild!
(Ausschnitt aus einem der Hochglanz-Panoramafotos)
Einzig etwas bedenklich ist vielleicht dass auch eine ganze Reihe Personen mit abgebildet sind - dass diese ihre Bildrechte einfordern könnten, damit rechnet in Estland offenbar niemand. 

Dienstag, Juli 05, 2011

XI Noorte Laulu - ja Tantsupidu

Laul Põhjamaast by Berto Garcia
Laul Põhjamaast, a photo by Berto Garcia on Flickr.




Am vergangenen Wochenende auf dem Sängerfeld in Tallinn. Wieder mit dem Höhepunkt des gemeinsamen Chors aller aktiven Teilnehmer.

Maa ja ilm

In dem Blog AbenteuerTallinn schildert Mathias Oster seine Eindrücke:

Ich denke, wer Estland entdecken will, muss einmal ein Sängerfest erlebt haben. Ich bin unglaublich beeindruckt und mir fehlen ehrlich gesagt auch ein wenig die Worte… Man kann das Gefühl in einer La-Ola-Welle zu stehen zwischen hunderttausenden von Menschen nicht beschreiben… oder diesen Jubel, wenn ein Lied erfolgreich zu Ende gesungen wurde… oder diese Wütigkeit, mit der der Dirigent den Chor bearbeitete… diese Fröhlichkeit der Menschen…

Da hilft nur Miterleben.


Und die Stadtschreiberin Tallinn/Reval