Donnerstag, April 29, 2010

Nordic Green


Nordic Green II
Originally uploaded by jurvetson
Vor einigen Posts haben wir über die Windenergie in Estland berichtet. Ein Thema, das immer bedeutender wird - Stichwort "Erneuerbare Energien".
Estland macht nun auch in Kalifornien auf sich aufmerksam. Die Konferenz heißt Nordic Green. Einer der Teilnehmer ist Steve Jurvetson und gehört zu den wichtigsten Fürsprechern Estlands in den Vereinigten Staaten. (Zweiter von links)
Offizieller Name der Konferenz: Nordic Green II. Veranstaltungsort: Menlo Park

Montag, April 19, 2010

Hausmitteilung

moevenort“ kommentierte den Beitrag über die Zufriedenheit der Esten mit ihrer Regierung wie folgt: „Was soll denn diese Schönfärberei? unkritischer geht es wohl nicht mehr?“ April 04, 2010 2:45 PM

Es handelt sich bei erwähnten Zahlen um das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Turu Uuringute AS, welche von der Tageszeitung Postimees zitiert wurde.

Jüngst hatte ein Geschäftsmann in einem Gespräch mit derselben Zeitung erklärt, er zöge den Hut vor Andrus Ansip, während der Bürgermeister von Tallinn, Edgars Savisaar, süffisant meinte, er sehe Ansip eher als guten Bürgermeister von Tartu. Ansip war vor etlichen Jahren Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Estlands.

Die Politologin der Tallinner Universität, Anu Toots, wies auf die Besonderheit der langem Amtszeit hin. Ansip feierte kürzlich sei fünftes Jubiläum im Amt. Freilich hat er dabei nicht immer die gleiche Koalition geleitet und zwischendurch sogar mit Savisaar regiert. Toots hält es trotzdem nicht für ausgeschlossen, daß sich Ansip noch weitere fünf Jahre im Amt hält. Für Toots ist es die größte Leistung des Regierungschefs, im Rahmen der Krise Schlimmeres von Estland abzuwenden. Ein Blick nach Süden über die Grenze genügt, wie es auch hätte laufen können.

Freitag, April 16, 2010

Geistige Esel


Mit Freude vermelden wir das Erscheinen einer neuen Publikation der IFA (Institut für Auslandsbeziehungen, Berlin /Stuttgart). Die Ausgabe Nr.3/2010 des KULTURREPORT widmet sich den Literaturen Europas und dem europäischen Buchmarkt. Schnell schweift das "baltische Auge" über das Inhaltsverzeichnis, und tatsächlich: die Estin Eeva Park, in Deutschland bekannt durch ihr Werk "Falle, unendlich" (Original "Lõks lõpmatuses", Deutsch erschienen im Ihleo Verlag, siehe Infos der Übersetzerin Irja Grönholm), ist mit einemm Beitrag hier vertreten unter dem Titel "Geistige Esel der Beladenen". Hier sind Überlegungen nachzulesen zur möglichen geistigen Heimat der jungen Generation in Estland. 

Schaut man über den baltischen Tellerrand (vielleicht müsste man sich zunächst bei Estland entschuldigen, es überhaupt als "baltisch" zu bezeichnen) so finden wir in der 210-seitigen IFA-Publikation auch noch Sigitas Parulskis. Er hätte ja vielleicht auch etwas besseren Bekanntheitsgrad in Deutschland verdient. Nur, dass er hier gleich zwei Länder repräsentieren muss, wird er vielleicht auch erst beim Lesen des ersten Satzes der Einleitung von Ingrid Hamm, ihres Zeichens Geschäftsführerin bei der Robert-Bosch-Stiftung, verstanden haben. Hier steht zu lesen, und ich gebe es auch unseren Leser/innen hiermit zu Bedenken: "Kennen Sie Eeva Park, die estnische Erfolgsautorin? Oder Sigitas Parulskis, das Enfant terrible der lettischen Literatur? Wahrscheinlich nicht."

Liebe IFA, liebe Bosch-Stiftung:  ein vielstimmiges "aitäh" aus Estland, aber der Prozess der wirklichen europäischen Orientierung ist wohl hier auch noch nicht ganz abgeschlossen, wie es aussieht. Aber vielleicht dringen die Leser/innen auch bis Seite 134 vor, wo Parulskis selbst zu Wort kommt und sicherlich zumindest klar werden wird, aus welchem Land er stammt.

Montag, April 12, 2010

Estland und der Euro

Die Gemeinschaftswährung der EU ist bei Nicht-Experten oft eine emotionale Angelegenheit. Experten diskutieren die Vorteile und Risiken des Euro. In einigen Ländern wird die Eurozone trotzdem als rettender Hafen wirtschaftlicher Stabilität gesehen. Und so betonen Estlands Regierungschef Andrus Ansip und Präsident Toomas Hendrik Ilves derzeit immer wieder, der Beitritt zum Jahre 2011 sei das Ziel der estnischen Politik, nachdem ein erster Versuch 2007 abgebrochen worden war. Am 12. Mai soll nun die EU-Kommission eine entsprechende Empfehlung aussprechen.

Die Esten haben gute Argumente auf ihrer Seite. Die Maastricht Kriterien erfüllt das Land besser als fast alle jetzigen Mitglieder. 1,7% des BIP Haushaltsdefizit 2009 und eine Prognose von 2,2% für das laufende Jahr sind ein guter Ausweis. Bei der Staatsverschuldung ist Estland schier ein Musterschüler mit nur 7,2% des BIP bei erlaubten 60%.

Die niedrige Inflationsrate von 1,7% überrascht hingegen weniger. Estland hatte ähnlich wie der südliche Nachbar Lettland in der Krise auf eine Abwertung der eigenen Währung zugunsten einer internen Abwertung verzichtet. Das bedeutete drastische Kürzungen der Staatsausgaben, verbunden mit Kürzungen der Gehälter. Die Folge sind eher deflationäre Tendenzen.

Diese Politik wurde durchgesetzt trotz stark steigender Arbeitslosigkeit, die inzwischen 15% beträgt und einer Schrumpfung der Wirtschaft von 14,1%.

Damit hat die derzeitige Regierung die Politik der Vorgängerkabinette fortgesetzt, die 1992 kurz nach der Unabhängigkeit mit der estnischen Krone ihre eigene Währung einführten und diese fest an die deutsche Mark banden.

Estland fürchtet folglich nicht die Folgen der Krise in Griechenland für den Euro. Ilves jedoch treibt die Sorge um, die Staaten der Eurozone könnten ihre Besorgnis über den Mittelmeerstaat zum Anlaß nehmen, die Aufnahmemöglichkeit weiterer Staaten in die Gemeinschaftswährung für gegenwärtig unmöglich zu erklären. In diesem Falle setzte die EU ein problematisches Signal, findet der estnische Präsident. Ein Land, welches die besten Eckdaten aufweist, die vielleicht noch Luxemburg vorweisen könne, werde von solchen Ländern abgelehnt, die den Maastricht-Kriterien bei weitem weniger entsprechen.

Estland macht Wind

90% der in Estland erzeugten Windenergie sei im Jahr 2009 ins südliche Nachbarland Lettland verkauft worden, verkündet stolz das estnische Aussenministerium, und beruft sich dabei auf Eesti Päevaleht. Das sind 150 der insgesamt erzeugten 172 Gigawattstunden (Gwh). Möglich macht dies der Preis: er liegt um ganze 25% niedriger als in Lettland selbst. Wie Eesti Päevaleht nachrechnet, stecken in dem so exportierten Strom insgesamt 120 Millionen estnische Kronen (EEK) an estnischen Subventionen. In Estland dürfen solche Subventionsempfänger auch exportieren, in Lettland ist das ausgeschlossen. Die estnischen Stromproduzenten wiederum erklären den Export mit dem höheren Marktpreis in Lettland.

Eines der größten Windenergieprojekte Estlands wird in Hiiumaa geplant (siehe Baltic Times 21.1.09), sowohl auf der Insel wie auch offshore. Bisher gab es jedoch auch einigen Widerstand dagegen von Seiten der Einwohner. Ein Liste aller in Estland bereits in Betrieb oder in Planung befindlichen Windenergieanlagen kann bei der estnischen Windenergievereinigung (Eesti Tuuleenergia Assotsiatsioon) eingesehen werden. Auch die GTAI (German Trade and Invest, ein Informationsportal der Bundesagentur für Aussenwirtschaft) berichtete bereits vor zwei Jahren von einer stark gestiegenen Produktion an Windenergie in Estland und entsprechenden Investitionsmöglichkeiten und von entsprechenden unterstützenden Aktivitäten der Deutsch-Baltischen Handelskammer. Mit Hilfe von deutschen Partnern und Konstrukteuren sind zum Beispiel Anlagen in Paldiski und Virtsu gebaut worden.
Dennoch liegt der Anteil der Windenergie an der Energieerzeugung in Estland erst bei ca. 1%. Manche Pläne zum Ausbau mögen auch (außer auf Hiiumaa) anderswo leichtes Gruseln hervorrufen: Pläne, den Windspargel in den Peipussee hineinzustellen, mag ausser skrupellosen Geschäftemachern wohl nur diejenigen freuen, die unbedingt die Sicht Richtung Russland verstellt haben wollen.

Ein Blick in verschiedene Presseberichte zum Thema Windenergie in Estland zeigt, dass Firmen aus sehr vielen Ländern in Estland aktiv sind: Kanadier, Deutsche, Dänen, Finnen, Norweger, US-Amerikaner und viele andere. Eine kleine estnische Forschergruppe untersucht Möglichkeiten, Windenergie-Turbinen selbst in Estland zu produzieren, um das Argument "Windenergie ist importierte Technologie welche die Handelsbilanz weiter verschlechtert" zu entkräften.Die Frage ist nur, welche Auswirkungen die Bemühungen der estnischen Regierung haben werden, wenn auch weiter auf neue Ölschieferanlagen und sogar Atomkraftwerke gesetzt wird - das könnte zu Lasten des mit der EU abgestimmten Ziels gehen, bis 2020 einen Anteil von 25% erneuerbarer Energie an der Energieversorgung zu erreichen. Und ein weiterer Faktor wird sein, wie hoch Steuern auf das umweltschädliche CO2 festgesetzt werden, das vor allem bei der Ölschiefergewinnung massenhaft anfällt.

Mittwoch, April 07, 2010

karuskose veed


karuskose veed
Originally uploaded by Ruukel
Nach dem langen Winter, und Schnee, nun das Wasser. Ruukel hat die derzeitige Situation im Nationalpark Soomaa festgehalten - und einen Fotovergleich mit 1956 gezogen.

Und noch ein Foto, einige sind das erste Mal durch den Wald mit Kanu. Das kann man nicht oft erleben. Ebenfalls Foto von Ruukel:

Samstag, April 03, 2010

Oh Wunder, oh Volk, das mit seiner Regierung zufrieden ist

Wann hätte man in einer Demokratie schon einmal gehört, daß das Volk von der eigenen Regierung begeistert wäre. Es ist ganz im Gegenteil normal, daß es nicht so ist, sondern daß es die Politik nicht allen Recht machen kann und der Wähler sich auch schon einmal von seiner eigenen Partei enttäuscht sieht – um sie dann doch wieder zu wählen. Beliebt sind in aller Regel nur Monarchen und repräsentative Präsidenten.

Daß die Bevölkerung in Lettland die Nase voll hat von ihren Politikern, ist seit langem bekannt und alles andere als unbegründet. Anders verhält es sich im Nachbarland Estland.

Die Minister machen nach Ansicht der Esten einen guten Job. Ausgerechnet Ministerpräsident Andrus Ansip ist der einzige bei dem die Zustimmung nur bei 35% liegt, während ebenso viele Menschen vom Gegenteil überzeugt sind.

Zunächst wurden die Menschen gefragt, welche drei Personen ihnen am bekanntesten sind. Hier steht an vorderster Stelle selbstverständlich der Regierungschef, während Regionalminister Siim-Valmar Kiisler der unbekannteste Minister der Regierung ist. Das ist überraschend, weil dieser Minister im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform jüngst häufig in den Medien war, sagt der Politologe Tõnis Saarts. Ganz im Gegenteil zu den in der Öffentlichkeit seltener präsenten Ministern für Inneres und Landwirtschaft.

Die Minister wurden alle stärker positiv als negative bewertet. Im Falle von Ministerpräsident Ansip sind sich die Demoskopen nicht sicher, ob die positive Bewertung wirklich von seiner Arbeit abhängt oder nicht eher damit verbunden ist, daß die Esten zu seiner Reformpartei keine reelle Alternative sehen. Ursache für eine positive Einschätzung der Esten könne auch die Ablehnung der Russen sein. Eine Note für einen „ordentlichen Schuljungen“, wie die estnische Tageszeitung Postimees formuliert, geben Ansip 27%. Nach unten gedrückt wird die Gesamtbewertung durch die nicht Esten, von denen immerhin 75% den Ministerpräsidenten negativ sehen.

Bei Justizminister Rein Lang halten sich die Bewertungen mit 31% positiv und 28% negativ in der Waage, gleiches gilt für den Blick auf die Nationalität der Befragten. Die besten Werte erhalten mit 67% Kulturministerin Laine Jänes und mit 60% Außenminister Urmas Paet. Er ist gemeinsam mit Verteidigungsminister Jaak Aaviksoo auch in der Beurteilung der Kompetenz ganz oben.

Bei Sozialminister Hanno Pevkuri, Finanzminister Jürgen Ligi und Bildungsminister Tõnis Lukas gehen die Beurteilungen der Esten und der anderen Nationalitäen auseinander, was nach Ansicht der Experten mit den größeren wirtschaftlichen Problemen unter den Russen zusammenhängt, die ihnen Wirtschaft und Finanzen generell in negativem Licht erscheinen läßt.

Eine weitere Untersuchung hat ergeben, daß die Esten seit Dezember wieder optimistisch in die Zukunft schauen.

Damit unterscheidet sich Estland ganz grundlegend von Lettland.

Freitag, April 02, 2010

Nordisch geadelt mit estnischen Themen: Sofi Oksanen


Die finnische Schriftstellerin Sofi Oksanen wird den Nordischen Literaturpreis des Jahres 2010 erhalten. Ausgezeichnet wird ihr Werk "Puhistus" ("Reinigung"). In der Begründung der Jury heißt es, Sofie Oksanen verknüpfe historische Ereignisse aus der Zeit der sowjetischen Okkupation in Estland mit einem brennenden weltweit aktuellen Themen, dem Problem des Menschen(Frauen-)handels. Sofi Oksanens Mutter stammt aus Estland, der Vater ist Finne. Aufgewachsen ist sie in Jyväskylä in Finnland und wohnt jetzt in Helsinki. Sie schrieb bisher drei Romane, die zwei vorangehenden heißen "Stalins Kühe" und "Baby Jane". "Puhistus" wird auch als Schauspiel an Finnlands Nationaltheater aufgeführt. Dieses Stück war eingeladen zum BERLINER STÜCKEMARKT 2009 und hieß dort in deutscher Übersetzung "Fegefeuer".Auch beim Festival des finnischen Theaters in Rostock wurde das Stück 2009 aufgeführt.Finnischen Quellen zufolge soll "Puhistus" nun sogar Grundlage für eine Oper werden, die Uraufführung soll für Februar 2011 geplant sein.

Was bedeutet aber der Nordische Literaturpreis in Deutschland? Kurzfristig offenbar wenig. Während in Skandinavien die Kulturseiten in diesem Tagen überquellen mit Berichten über Oksanen und ihr Werk, hat die nordeuropäische Kultur in diesen Tagen des langsam aufkommenden lange herbeigesehnten Frühlings offenbar wenig Freund/innen. Na gut, der Preis wird erst im November verliehen, aber ist das ein Grund, warum nicht einmal die Nachricht über die Verleihung Platz in den deutschen Medien findet? Bisher war nur eine kurze Meldung in der Süddeutsche Zeitung zu finden. Eine Kurznachricht findet sich immerhin noch bei der Berliner Literaturkritik und der Märkischen Oderzeitung.  Oder wir suchen noch weiter südlich, "Nachrichten.ch" ist es eine Meldung wert, ebenso in der Südostschweiz, den "Salzburger Nachrichten" oder dem "Standard". Auch das "Liechtensteiner Vaterland" druckt noch die Agenturmeldung ab. Die großen deutschen Feuilletons bereiten sich noch die großen Sonderseiten vor, oder? Bis November wäre noch Zeit. 

Ebenso Zeit wäre für Buchübersetzungen. Keiner der drei Romane von Sofi Oksanen ist bisher ins Deutsche übersetzt. Aber siehe da: Kiepenheuer & Witsch kündigt das Buch unter dem Titel "Fegefeuer" bereits für Herbst 2010 an, in Übersetzung von Angela Plöger.

mehr zum Inhalt von "Puhistus" bei World Literature Forum (engl.)
Beitrag zum Buch in Helsingin Sanomat (engl.)
Informationen zu Sofi Oksanen bei WSOY (engl./finnisch)
Beitrag zu Sofi Oksanen bei NRK (norwegisches Radio)
Beitrag in AFTONPOSTEN (Norwegen)
Beitrag bei "Information.dk" (dänisch)
Eesti Päevaleht (estn.)
ATN (Litauisch)
ausführlicher Beitrag in POLITIKEN (dänisch)
Mitteilung "Kiepenheuer & Witsch" zur Neuerscheinung "Fegefeuer
Finn-land.net (deutsch)
Kritik zum Theaterstück "Fegefeuer" bei NACHTKRITIK
Maimu Berg zu Sofi Oksanen (Eesti Päevaleht, estn.)
Sofi Oksanen im Interview mit PÄRNU POSTIMEES (2009, estn.)