Dienstag, März 20, 2007

Russland - Estland

In den letzten Wochen zieht das Ringen um die Deutungshoheit über den 2. Weltkrieg zwischen Estland und Russland weitere Kreise.
Der Guardian, eine der wichtigsten britischen Publikationen, veröffentlichte eine Stellungnahme des estnischen Botschafters in London mit heftigen Leser-Reaktionen im Kommentarteil. Via 'A Step At A Time': Replying to Propaganda.
Ein weitere Übersicht zum Verhältnis mit Russland wurde aus Tel Aviv gepostet. Paul Abelsky: Russian Diasporas Struggle to Integrate in Latvia and Estonia
Ein Auszug:
"Russia's understanding of history is to be blamed for the conflict situation," said Kadri Liik, director of the Tallinn-based International Center for Defense Studies.
"Russians are restoring something close to the Soviet interpretation of history, and they haven't yet understood basic things to bring them closer to Estonia. Most Russians think the USSR won the war thanks to Stalin, but he was an ally of Hitler, and maybe the great sacrifice in the war could have been a lot less without him."

After joining the EU and NATO in 2004, Estonia has not felt constrained to air its grievances, although it has found little overt support inside the European establishment. The burden of mending the ties between the two countries, according to Liik, is on Russia and its ability to reassess the Soviet past. "Estonia wants a constructive relationship and no one is setting any conditions," she said. "Moscow's reaction is so emotional because it feels we are invading their concept of history. The process of reconciliation should happen naturally. If Russia is unable to take a critical view of history, it is going to be a problem for its relations with the rest of the world."


Update: Ich habe gerade über Abelsky recherchiert, besser gesagt: gegoogelt. Der Post aus Tel Aviv sagt nicht viel aus. Abelsky arbeitet auch für RussiaProfile.org . Dort steht zu seinem Lebenslauf:
Paul Abelsky was born in Minsk, Belarus, and grew up in the Chicago area after immigrating to the United States in 1991. Educated in European history at Amherst College and Yale University, he has worked as a journalist in Russia since 2004.

Und der Artikel stammt ursprünglich von dieser Webseite.

3 Kommentare:

  1. Jens-Olaf, bitte stochere nicht in dem Wespennest der russisch-estnischen Geschichte auch noch mit so einem unqualifiziertem Zitat von irgendeinem Moechtegern-Dissidenten. Es soll noch Leute geben, die Stalin verherrlichen, aber jeder nur halbwegs intelligenter Russe mit wenigstens ein bisschen Geschichtsverständnis weiss, dass der 2. Weltkrieg nicht wegen sondern eher trotz Stalin gewonnen wurde. Ich kann Dich auch mit allen moeglichen Zitaten von allen moeglichen Historikern, Politikern und Personen, die damals gelebt haben zuschuetten, nur weiter kommt man damit auch nicht. Es gibt kein weiss und kein schwarz hier, die Esten haben auf beiden Seiten gekämpft, eine historische Wahrheit, die fuer alle akzeptabel ist, wird erst in 50 Jahren oder noch mehr formuliert werden, wenn sämtliche Teilnehmer dieser Ereignisse und am besten ihre Kinder auch tief unter der Erde verscharrt sind. Was man hier Aufarbeitung nennt, ist nur gegenseitige Hetze, die zu beliebigen politischen Zwecken beliebig oft aus dem Keller hervorgeholt werden kann und immer bestens funktioniert. Die Vorstellung von estnischem Volk, als Volk ohne Schuld darueber kann nur bitter gelacht werden. Also Jens-Olaf, das ist Deine Seite, Du kannst alles schreiben was Du willst, aber etwas mehr Urteilsvermoegen haette ich Dir schon zugetraut.

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  2. Abelsky zitiert ja Liik aus Estland, das wollte ich dokumentieren. Der Artikel geht weiter und er beschreibt dort die Verhältnisse in Narva im Nordosten Estlands, was der interressantere Teil ist. Diese Debatte findet vor allem in der englischsprachigen Blogosphäre statt, und das gebe ich hier wieder.

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  3. Ich habe noch mal den ganzen Text von Abelsky gelesen, so einäugig liest sich das aber nicht, Beispiel:
    ...'Nearly every Russian family can regale a visitor for hours with tales of tortuous dealings with Estonia's bureaucracy amidst its efforts to sift through applicants for citizenship. The husband of Olga Menkova, a math teacher in Keila, was denied the full status on a minute technicality – he married after filing the papers and hence did not include information about it in the documents – and has since struggled for ten years to breach the legalistic ramparts, even as his wife has long become a citizen herself. Now that the EU has eased travel requirements for the holders of "alien's" passports in Latvia and Estonia, many expect the friction over citizenship to subside.'
    Du siehst es geht hier ganz und gar nicht um tumbes Russland-Bashing. Da muss ich mich gegen deinen Vorwurf wehren. Auch behaupte ich nicht, dass alle Esten während des ohne Schuld geblieben sind. Aber Auslöser war der Hitler-Stalin Pakt. Der Krieg beginnt im Baltikum 1939 und die erste Phase dauert bis 1941, da ist schon ein guter Teil der estnischen Politiker, Militärs, höheren Verwaltungsbeamten tot oder in Sibirien oder emigriert. Der Staat ist enthauptet. Das ist die Zeit, die die offizielle russische Geschichtsschreibung nicht kennt.

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