Sonntag, Juli 31, 2005

Nachrichten - News - Neuigkeiten

INFOBALT-NEWSLETTER August 2005 (Auszug)
kostenlos zu beziehen per Mail an: post@infobalt.de

Nachrichten-Kurzzusammenfassung Juni-Juli 2005

Die Grenzen aufgezeigt
Kurz nach den Moskauer Feierlichkeiten zu 60.Jahre Kriegsende hatten am 18. Mai in Moskau die Außenminister Sergej Lawrow und Urmas Paet einen Grenzvertrag unterzeichnet. Nicht nur die beiden betroffenen Staaten atmeten auf, auch die europäischen Nachbarn sahen mit Wohlwollen, dass offensichtlich doch der beiderseitige Wille zur Beseitigung schwieriger Problemstellungen vorhanden war.
Am 27.Juni jedoch zog Russland seine Zustimmung zu dem Vertrag wieder zurück. Die estnische Seite habe in unzulässiger Weise dem Text neue Erklärungen hinzugefügt, so die russische Haltung.
Tatsächlich hatte die Präambel des Beschlusses des estnischen Parlaments über die Ratifizierung des Grenzvertrages Bezug genommen genommen auf zwei bestimmte Dokumente: das am 20. August 1991 vom Obersten Sowjet der Estnischen Republik verabschiedete Dokument "Über die staatliche Unabhängigkeit Estlands" und die Deklaration des Parlaments vom 7. Oktober 1992. Darin wiederum wird aber eindeutig auf die "rechtswidrige Okkupation" Estlands hingewiesen - ein Thema, über das Russland das Gespräch verweigert. Für Russlands Präsident Putin sind es "unannehmbare Thesen".

Stimmabgabe per Internet noch verzögert
Eigentlich passt es ja zu Estlands neuem Ruf in Europa: bei mobiler Kommunikationstechnologie führend und innovativ - warum soll da nicht eine Stimmabgabe bei Wahlen in Estland zuerst eingeführt werden? Steuererklärung und Reisepaßantrag schicken viele estnische Bürger bereits elektronisch an die entsprechenden Ämter.
Das estnische Parlament hatte das "E-Voting" mit knapper Mehrheit beschlossen, die entsprechende Software war einsatzbereit. Aber Präsident Rüttel legte sein Veto ein. Er bemängelte unter anderem, dass die Wähler ihre Entscheidung bis zur Schließung der Wahllokale auch elektronisch wieder ändern können sollten.
Nun wird das estnische Verfassungsgericht die Frage entscheiden müssen. Die Mehrheit des estnischen Parlaments hat den Einsatz des neuen Systems bei den Regionalwahlen im Herbst im Auge.

Angeregte Reisetätigkeit
Eine Reihe deutscher Politiker und Funktionsträger öffentlicher Institutionen besuchte in den vergangenen Wochen Estland. Bundespräsident Köhler besuchte Tallinn, und war bei der Wiedereröffnung der Johanniskirche in Tartu anwesend. Ebenso war eine Delegation der Freien Hansestadt Hamburg unter Führung von Bürgermeiser von Beust in Estland zu Gast, genauso wie eine Delegation des deutschen Städte- und Gemeindebundes.

Donnerstag, Juli 14, 2005

Websurfen mit dem Stichwort Estland

Kaum entwickelt sich die Blogger-Szene, werden schon die ersten Zwischenbilanzen gezogen und hinterfragen, zu was das alles gut sein soll. Zum Beispiel hieß es kürzlich in einem Kommentar (Quelle leider nicht gespeichert), dass Blogger vor allem Gemeinschaften bildeten und die untereinander verbreiteten Informationen mehr das Ergebnis eines gezielten Sammelns, vor allem aus dem Webbereich, seien. Weniger seien die Blogger Quelle von originären Informationen.
Beim Versuch über die aktuelle Bloggerlage mit Schwerpunkt Baltikum als Thema einen Überblick zu bekommen, gerät man schnell zu einer Suchmaschine von Technorati.
Erste Bilanz hier: Unter Eingabe von Stichworten (oder tags) wie Estland, Lettland oder Litauen tauchen bis jetzt nur in Abständen von Tagen inhaltsreiche Beiträge auf. Bei Eesti (estn.: Estland) sieht es natürlich schon besser aus. Lohnenswert zum Anklicken sind bei der Suche die gleichzeitig aufgelisteten Fotoseiten der Technorati-Homepage. Zum Beispiel Fotos zum Stichwort "Estonia", die bei Flickr.com abgespeichert sind. Viele Fotos entstehen wohl aus Gewohnheit aus dem touristischen Blick, trotzdem gibt es dort viele Überraschungen bei der Motivwahl.

Dienstag, Juli 12, 2005

1.Weltkriegserie - Fotonachlaß eines Soldaten


"Die Lehmpforte" in Tallinn zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Posted by Picasa

Tauch-Expedition zum Russalka Wrack


Das Denkmal stammt aus einer Zeit, als die Zaren noch regierten. Der russische Doppeladler als Symbol soll noch immer vorhanden sein. Posted by Picasa

Eine der größten Schiffskatastrophen in der estnischen Geschichte war vor über hundert Jahren der Untergang der Russalka. Unter den Denkmälern der Hauptstadt Tallinn besitzt das Monument für die Opfer eine herausragende Stellung. In diesen Sommerwochen wird nach dem Wrack getaucht und das drumherum "live" gebloggt.
Auf derselben Webseite einige gelungene Aufnahmen von Tallinn und der Russalka-Gedenkstätte.

Freitag, Juli 08, 2005

Von Tartu nach Osnabrück - Die neuzeitlichen Hansetage


Die Hansetage kommen nach Deutschland. Jedes Jahr darf ein Mitglied des ehemals mittelalterlichen Städtebunds die moderne Form des gemeinsamen Treffens veranstalten. Anfang Juli hatte Tartu unter großem Andrang die "hansapäevad" durchgeführt, örtliche Zeitungen berichten von über 100 000 Besuchern in wenigen Tagen. Am Ende wurde die Hanseflagge dem Osnabrücker Oberbürgermeister Fip überreicht.(NOZ-Zeitungsausschnitt 8.Juli) Posted by Picasa
Osnabrück bezeichnet sich auch als Friedensstadt. Der Hintergrund für diese Selbstbeschreibung sind die Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, die in Münster und Osnabrück stattfanden. Was aber den Westfalen, jetzt Niedersachsen, heutzutage weniger bewusst ist: Auch damals gab es zahlreiche Verbindungen ins Baltikum. Einmal durch die Siedlungsbewegung im Mittelalter, mit der viele Westfalen nach Livland abwanderten. Viele Familiennamen lassen sich in diesen Jahrhunderten dort mit Osnabrücker Namensvarienten finden, nicht wenige werden, als Kaufleute z.B., indirekt durch die Hanse in Kontakt mit der alten Heimat gestanden haben.
Die nächste Klammer zwischen der Ostsee und Westfalen setzten die Schweden. Sie besetzten erfolgreich Osnabrück bei ihren Feldzügen besonders gegen die kaiserlichen Truppen. Schweden war klein, mit einer Millionen Einwohner, aber Großmacht. Und das bedeutete: Sie rekrutierten auch Finnen, wahrscheinlich auch Esten und Letten. Zu diesem Aspekt des Dreißigjährigen Krieges liegen noch viele unerforschte Dokumente im Reichsarchiv in Stockholm. Ein Aufsteiger im schwedischen Militär war Erich Andersson Trana aus Karelien, Generalkommissar von Livland und Kriegskommissar von Estland. Teilweise auch zuständig für die Belagerung von Osnabrück. Hier aus dem Briefwechsel mit dem schwedischen Reichskanzler im Jahr 1633:
...Am 14. erst kamen die Mörser von Hameln, mit denen man die Petersburg [eine Festung in Osnabrück] mit Steinen bezwingen konnte. Und wurde recht nach russischer Art Tag und Nacht in einem durch mit Steinen dareingeschossen, daß die 600 Mann - ohne Frauen und Kinder-, die darin belagert waren, sich nicht anders bergen konnten, als indem sie sich erbärmlich in die Wälle eingruben. Ihr großes Glück war das schöne Wetter an all diesen Tagen, so daß sie keine Not durch Regen litten.

Historische Querverbindungen gibt es genügend, trotzdem wird es für die meisten Hansetagbesucher 2006 exotisch sein, einmal estnisches Bier in Osnabrück trinken zu können.
Die Hanse steht zur Zeit für das Verbindende in Europa. Das EU-erweiterte Europa entdeckt seine gemeinsamen Wurzeln. Aber Vorsicht. Schon bei der Hanse fängt es an. Grenzübergreifend war sie, ja, aber nur solange die eigenen Interessen zum Zuge kamen. Schon bei unserem norwegischen Nachbarn ergibt sich ein ganz anderes Geschichtsbild.

aus Baltic Sea Academy

Die Hanse als Bedrohung: Die norwegische Sichtweise
DER DEUTSCHE KERN in der Hanse hat innerhalb der skandinavischen Historiographie zu
einer gänzlich anderen Bewertung geführt. Auch hier waren im 19. Jahrhundert
nationale Bewegungen aktiv, die sich aus der Geschichte legitimierten. In der
nationalisierten Sicht galt die Hanse in den skandinavischen Ländern vor allem als
deutsche Bedrohung. Mit Dänemark führte die Hanse lange Zeit erbitterte
Auseinandersetzungen. Daher fand die Idee von Björn Engholm, eine Kooperation im
Ostseeraum „Neue Hanse“ zu nennen, nur bedingte Begeisterung.
Gerade in Norwegen, das erst 1905 endgültig von Schweden unabhängig wurde,
wurde die Hanse in der nationalen Geschichtsschreibung als Bedrohung interpretiert.
Nach 1945 nahmen diese Deutungen zu, da die deutsche Besatzung während des
Zweiten Weltkrieges Anlass war, die Hanse als Kontinuität des deutschen
Expansionsstrebens zu interpretieren. Da Hansekaufleute im Spätmittelalter den
Außenhandel Norwegens weitgehend kontrollierten, wurden sie dafür verantwortlich
gemacht, dass norwegische Kaufleute kaum Fernhandel betreiben konnten. Daher habe
sich kein starkes norwegisches Bürgertum herausbilden können, das schon früher die
norwegische Unabhängigkeit erkämpft hätte. Ebenso wurde die Kreditvergabe an die
norwegischen Bauern und die damit einhergehende häufige Verschuldung als
Ausbeutung der norwegischen Bevölkerung gesehen.
Neuere Forschung hingegen betont, dass die Hanse mit ihrer Monopolstellung auch
positive Effekte auf die Entwicklung Norwegens gehabt habe. Dazu gehöre der starke
Einfluss der niederdeutschen Sprache auf das Norwegische, die kulturellen
Verbindungen nach Europa, die mit dem Hansehandel aufgebaut wurden, und die
gesicherte Abnahme des Stockfisches, damals Hauptexportprodukt Norwegens. Diese
Neuinterpretation der Geschichte trägt zum Teil Züge einer „nationalen
Umkehridentifikation“: Waren bisher nationale Deutungen vorherrschend, wird nun
eine Europäisierung versucht, die manche Konflikte, die das Wirken der Hanse immer
auch geprägt haben, harmonisiert.

Aber bleiben wir bei den positiven Entwicklungen. Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass die Stellungnahme eines Osnabrücker Oberbürgermeisters in Tartu in Estland von Bedeutung sein könnte? Und das liest sich dann in der Zeitung Postimees so:

Hans-Jürgen Fip
Osnabrücki linnapea
«Tartus olid väga head hansapäevad. Kui me suudame Tartu taset säilitada, oleme juba päris hästi hakkama saanud. Kuid see on keeruline ülesanne, sest arvatavasti pole meil isegi ilm nii hea nagu teil.»

Donnerstag, Juli 07, 2005

1.Weltkriegserie - Die andere Seite


Der Fotonachlass eines deutschen Soldaten im 1.Weltkrieg ist nun Bestandteil des Infobalt e.V.-Archivs. Als Militär war er überwiegend an der sogenannten "Vergessenen Front" im ehemaligen Russischen Zarenreich eingesetzt. Um das Bildgedächtnis an die Geschehnisse im Osten aufzufrischen, werden große Teile des Nachlasses bei flickr.com veröffentlicht. Die originalen Fotountertitel adressieren oft die andere Seite: "Die Russen". Aber so einfach war die Sache nicht. Gegen die Deutschen kämpften damals auch Esten und Baltendeutsche, wie hier auf dem Gruppenbild. Alles "russische" Offiziersschüler aus Tallinn, die noch keine Vorahnung eines drohenden Weltkrieges hatten. Posted by Picasa

Mittwoch, Juli 06, 2005

Ein CEO schaut auf Estland

Lesetipp auf Englisch. Seltene Gelegenheit die Gedanken eines CEOs zur gesellschaftlichen Entwicklung in Estland zu erfahren. Ross Mayfield traf sich mit Politikern aus dem Baltikum und zog nach dem Treffen eine Zwischenbilanz: "Open Estonia".

Dienstag, Juli 05, 2005

Montag, Juli 04, 2005

Sport: Deutsche und estnische Zehnkampftraditionen

Vor kurzem gab es einen Eintrag im Internet- Gästebuch des Zehnkampfteams, der die jetzige Lage in dieser Disziplin zwischen Deutschland und Estland auf den Punkt bringt:

Eintrag vom 4.7.2005 von Mart Rätsep
Hallo,
Gruss aus Zehnkampfsland Estland! Ich hoffe sehr das aus Deutschland wieder einige TOP-leute in Zehnkampf auftreten. Das wehre gut für diese grossartige disziplin. Viel erfolg!
Mart

Mart erinnert an die Zehnkämpfer von Willi Holdorf bis Frank Busemann. Doch seit einiger Zeit haben die deutschen Athleten Schwierigkeiten in dieser Disziplin international mitzuhalten. Gerade eben sind sie aus der Superliga abgestiegen. Ein herber Rückschlag für die Traditionssportart. Die Esten haben die Veranstaltung gewonnen.
Meeste superliiga lõppjärjestus:
1. Eesti 23139 punkti (Estland)
2. Venemaa 22711 p (Russland)
3. Hispaania 22482 p
4. Itaalia 22272 p
5. Prantsusmaa 22204 p
6. Poola 22190 p
7. Saksamaa 22036 p (Deutschland)

Erster Höhepunkt des estnisch-deutschen Wettbewerbs 1964:

Diese Geschichte ist typisch für Willi Holdorf. Einer seiner großen Trümpfe war seine Willenskraft. Sie half ihm vor allem beim Zehnkampf-Olympiasieg 1964 in Tokio und vielleicht am meisten beim abschließenden 1.500-Meter-Lauf. Höchstens 18 Sekunden auf den laufstarken Rein Aun, einen Esten im Trikot der Sowjetunion, durfte der seit 1961 für Bayer 04 Leverkusen startende ehemalige Starkstromelektriker auf den dreidreiviertel Runden verlieren, wenn er von seinem aus den ersten neun Übungen stammenden Vorsprung zehren wollte. Vor allem die letzten Schritte ins Ziel wurden dabei zur Tortur.

Am Ende der Kräfte zu Gold

„Holdorf war am Ende seiner Kräfte. Aber er holte aus sich selbst Reserven heraus, die niemand hatte vermuten können [...] Zehn Meter vor dem Ziel begann der Deutsche hin und her zu taumeln“, schilderte der französische Journalist Edouard Seidler in einer Reportage für die Pariser „L’Équipe“, die später als bester Sportartikel 1964 in Frankreich ausgezeichnet wurde, jene Sekunden, in denen nicht nur uns deutschen Journalisten der Atem stockte.

Was ging dem damals 24-Jährigen beim verzweifelten, aber endlich mit nur zwölf Sekunden Rückstand erfolgreichen Kampf auf der Zielgeraden durch den Kopf? Die Antwort verrät viel: „Ich dachte an meinen kleinen Sohn zu Hause. Der sollte später nicht einmal sagen: Mein Vater hätte Olympiasieger werden können, aber er war zu schlapp dazu!“

Wie spannend es damals zugegangen ist, zeigte auch die Tatsache, dass Hans-Joachim Walde, der 1964 Bronze und 1968 sogar Silber gewann, völlig erschöpft auf dem Boden liegend, zunächst ausgerufen hatte: „Willi, wir haben verloren.“ Er irrte.
Leichtathletik.de

In den 80ern verliefen die medallienträchtigen Jahre der ost- und westdeutschen Zehnkämpfer. Hingsen, Freimuth, Wentz, Kratschmer, Voss u.a., später folgten noch in den 90ern Meier und Busemann. Gerade als dessen kurze Karriere unter unzähligen Verletzungen zu Ende ging, begann der Aufstieg von Erki Nool, der Olympiasieger und Vizeweltmeister wurde. Ausserdem vorher schon Europameister in Budapest. Berüchtigt waren seine Wettkämpfe auch durch eine Fangruppe, die ihm mit Musikbegleitung in alle großen Stadien folgte:

In 1997, Estonian sports enthusiasts founded the Erki Nool fan club, and about 200 members of this group accompany him to the various international competitions in which he participates. The Estonians’ love and respect for their world class athlete can also be seen from the fact that during the Olympic Games in Sydney, many schools did not have classes on the days when Erki Nool competed.


Und nun folgen die Jüngeren: Mikk Pahapill, dessen Statur etwas an Frank Busemann erinnert:
“I did not expect such a score”, the happy Pahapill said after the competition, “I was hoping for a score of about 7800, or at most 7900 points.” With his breakthrough performance he has now qualified for this year's World Championships and as he said today, he is hoping to record another personal best there. The reasons for his breakthrough this year? “My sponsor, my coach and hard work”. The Estonian is eligible to participate in this year's European Athletics Under 23 Championships, but with the competition only 11 days away, he is not sure yet whether he will recover quickly enough to make the trip to Erfurt. (EAA)
und der alles überragende Kristjan Rahnu, Zweiter der diesjährigen Weltbestenliste.

Aufregung um Grenzvertrag mit Russland


Putin meint, Estland habe neuerdings wieder Gebietsansprüche an Russland, da die estnischen Parlamentarier in der kürzlich hinzugefügten Präambel des neuen Grenzvertrages auf den Friedensvertrag von 1920 hinweisen. Da gehörte Ivangorod (links) noch zur estnischen Republik. Rechts liegt Narva. Foto ist um 1918 enstanden. Wahrscheinlich während der deutschen Besatzung. Siehe Fotoserie. Posted by Picasa

Ria Novosti:
SVETLOGORSK (Kaliningrad region), July 3 (RIA Novosti) - Russia's decision to revoke its signature on the border agreement with Estonia was right because the reference to the Tartu treaty might entail territorial claims, President Vladimir Putin told a press conference in Svetlogorsk Sunday."We did not denounce the agreement because it had not been ratified. We revoked the signature and did the right thing," Putin said.

"Even if we do not take into account political appraisals of the past, any juridical grounds for territorial claims of one country against another in the modern united Europe are absolutely inadmissible."

Russia and Estonia signed the land and sea border agreement in Moscow on May 18. However, Russia revoked its signature on June 27.


Die Gebietsansprüche sind aber reine russische Interpretationen. Russland fühlt sich als Rechtsnachfolger der Sowjetunion. Spricht man aber Moskau auf deren Verträge an, ist das auf einmal ein ganz andere Geschichte.

Europäische Verwerfungen

Die ersten harten Kommentare zu dem Dreier-Treffen Chirac-Schröder-Putin in Kaliningrad sind gefallen. Es geht um die kaum 60 Jahre alte ehemals sowjetische Stadt, die aber 750tes Gründungsjubiläum feiert. Grund für die Aufregung sind die Nichteinladungen an die Nachbarn Litauer und Polen, was wiederum die Deutschen und Franzosen kalt lässt. Da kommen böse Erinnerungen aus düsteren Zeiten hoch. Deshalb gab es auch in der FAZ seit langem wieder einen Leitartikel zum Baltikum:
03. Juli 2005 Zwischen Balten und Russen gibt es nach wie vor Konflikte zuhauf: Streit um die Grenzverträge, um den Schulunterricht und die Rolle der russischsprachigen Minderheit, um die Deutung der jüngeren Geschichte. Als ob das nicht genug wäre, wurden die Beziehungen in jüngster Zeit weiteren Belastungen ausgesetzt: durch die geplante Erdgasleitung auf dem Grund der Ostsee und die Feiern zur Stadtgründung Königsbergs vor 750 Jahren.

Neu sind nicht nur die Themen des Zwists; neu ist, daß der Zorn der Balten sich nun auch gegen Berlin richtet. Erstmals fielen scharfe Worte gegen die deutsche Politik aus einer jener Hauptstädte, die sich Deutschland historisch und kulturell eng verbunden fühlen. Daß ein litauischer Außenminister sagt und verbreiten läßt, die "politische Führung Deutschlands" berücksichtige historische und politische Sensibilitäten Mittelosteuropas zuwenig, muß den Bundeskanzler und den Außenminister schmerzen, zumal von dieser Kritik ausdrücklich die Arbeitsebene (die Diplomaten und Beamten) ausgenommen wurde. Noch mehr als auf Fischer, der sich immerhin einmal im Jahr mit den drei baltischen Außenministern trifft, zielt der Hieb auf Schröder. Hätte der litauische Außenminister das auch gesagt, wenn er damit rechnete, daß er mit diesem Kanzler noch weitere Jahre zu tun hat, oder will er sich schon Gehör schaffen beim nächsten Außenminister?

Was immer hier Berechnung sein mag und was spontaner oder gar unbedachter Zorn - sicher ist, daß die letzten Monate politische Verschiebungen gebracht haben nicht nur zwischen Riga, Reval, Vilnius und Moskau, sondern darüber hinaus in Mittelosteuropa - verflochtener und vielschichtiger, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
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Dazu fällt mir von deutscher Seite nur ein: Tendenz der letzten 15 Jahre in der Aussenpolitik - wir sind nur für das Große zuständig. Vorher Gorbatschow und Sowjetunion, dann Jelzin und Russland und jetzt Putin und Schröder. Darunter machen wir es nicht. EU-Osterweiterung war schon lästig, Ukraine und Neuwahlen: aber bitte immer an Russland denken, Georgien schon ziemlich weit weg. Ist Weissrussland eine Diktatur oder nicht, kaum von Bedeutung. Hauptsache Versöhnung mit Moskau. Oder geht es hier nur ums Gas, wie es die amerikanische Seite schon öfter als Retourkutsche (Irak) gegen die Europäer (Old Europe) anführt?

Freitag, Juli 01, 2005

Erster Weltkrieg - "Zukunftskarte"


Die Zukunftskarte zeigt 1915 die Expansionsfantasien, die durch die ersten Anfangserfolge des deutschen Heeres noch reichlich vorhanden waren. Die Karte beinhaltet eine der viel diskutierten Möglichkeiten der Eingliederung des Baltikums ins Herrschaftsgebiet des Kaiserreiches. Selbst weit in ureigensten russischen Gebieten verläuft die Grenze bereits. Ein Vorgriff auf die Planungen im 2. Weltkrieg. Beim genaueren Betrachten fällt auf, dass Russland fast ganz aus Europa herausgedrängt wird. Österreich-Ungarn bekommt den Hauptanteil im Osten. Polen wird auf das Zentrum reduziert und dem Russischen Kaiserreich wieder ausgegliedert. Auch hier gibt es Anklänge an das spätere Generalgouvernement nach der Zweiteilung Polens durch die Sowjetunion und Deutsches Reich 1939. Posted by Picasa
Fortsetzung der Fotoserie 1. Weltkrieg.