Mittwoch, September 21, 2005

Rückschlag für den Fährtourismus

Einen schweren Rückschlag für den Fährtourismus zwischen Deutschland und Estland stellt wohl der überraschend bekannt gegebene Verkauf eines der dienstältesten und besten Ostseefähren dar: Die SILJA-LINE gab in dieser Woche das Ende der FINNJET bekannt. Das Schiff, dass vor Saisonanfang im Mai 2005 mit der Indienststellung im Rahmen des Besuchs von US-Präsident Bush in Riga schon einmal US-amerikanische Kontakte geknüpft hatte, legte am 20.September zum letzten Mal von Rostock ab.

Zunächst nimmt die Finnjet, die jahrelang die Linie Travemünde-Helsinki-Tallinn und später Rostock-Tallinn bedient hatte, Kurs auf New Orleans. Dort wurde das Schiff für die Louisiana State University in Shreveport angemietet und soll über den Winter als Quartier für die medizinische Fakultät dienen, die wegen des Hurrikans "Katrina" umquartiert werden muss. Binnen zweier Wochen wird es in New Orleans erwartet, wie ein Reedereisprecher sagte. Die Fähre wird in Baton Rouge im Mississippi vor Anker gehen.

Die "Finnjet" bietet in ihren 565 Kabinen rund 1700 Menschen Platz und verkehrte bisher meist zwischen Rostock und Tallinn. Die 215 Meter lange Gasturbinenfähre ist 28 Jahre alt, wurde aber erst im vergangenen Jahr für zehn Millionen Euro komplett überholt.

In den letzten Wochen waren Gerüchte aufgekommen, die Finnjet stehe vor allem wegen der stark gestiegenen Spritpreise vor dem Aus. Nun wurde bestätigt, dass die "Finnjet" nach Abschluß des Sondereinsatzes in New Orleans ihren Dienst nicht wieder aufnimmt und verkauft wird. Ein Sprecher der SILJA-LINE bestätigte aber gegenüber der Presse, die Sommersaison 2005 sei eigentlich mit 80.000 Passagieren wesentlich erfolgreicher als die Vorjahre gelaufen. Über die entscheidenden Gründe des Verkaufs kann da nur spekuliert werden: Vielleicht hat auch die neue Konkurrenz der Billigflieger dazu beigetragen, die viele neue Kunden kurzfristig abgeworben hat?

Sprecher des Rostocker Hafens bezeichnen den Abzug der "Finnjet" als "schweren Verlust". Erst 1999 hatte die Reederei Silja Line als Konsequenz aus dem Ausfall des Duty-Free-Verkaufs den Abfahrtshafen von Travemünde nach Rostock verlegt. Das 212 Meter lange und über 30 Knoten schnelle Schiff wird von zwei Gasturbinen mit 55200 PS angetrieben. Für die Marschfahrt besitzt die 1977 gebaute Fähre zusätzlich zwei Dieselmotoren.

Für den Estland-Tourismus aus Deutschland hat diese Angebotslücke jetzt die Konsequenz, dass eine sehr bequeme und auch schnelle Verbindung nach Estland wegfällt. Die Fähre war sowohl bei Reisegruppen, Individual- und auch Fahrradtouristen beliebt, denn mit ihrer Fahrzeit von nur 25 Stunden stellte sie einen zeitsparenden Zugang zu den baltischen Staaten dar.

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